An den Rand gedrängt

Das, was wir gerne übersehen

Nur ein Kind 
Ernst blickt er in seine Zukunft,
er weiß nicht, ob er überhaupt eine hat.
Stacheldraht und Mauern
versperren seinen Weg.
Der Reichtum seines Landes
wird ihm nicht helfen.
Kann er seinen Weg finden,
um sein Leben zu leben?

Andy Hermann

Verstellte Sicht

Oft verstellen mir alte Mauern die Sicht.
Alte in Stein gegossene Gedanken,
Anschauungen und Denkmuster.
Sie sperren mich ein,
machen mich unfrei,
sie blockieren mich.
Neues ist sichtbar,
das Gitter ist dazwischen.
Ich überwinde das Gitter!

Andy Hermann

Warten

Glaslos und nutzlos,
morsch und verwittert.
Warten auf den Abriss.
Es ist nur ein Fenster,
es war einmal ein Zuhause.

Andy Hermann

Weinviertler Geschichte

Ziegel aus Lehm,
Glocken aus Erz,
Höfe, die lange schon steh ´n,
Schienen, die ins Nirgendwo geh ´n.

Andy Hermann

Vergänglichkeit

Der Hof ist alt,
die Hühner sind jung,
die Bauersleute sind alt,
ihre Freude ist jung,
Alt und Jung werden vergehen.
Nur die Liebe währt ewig.

Andy Hermann

Zeitlos

Zeit hat für sie keine Relevanz mehr.
Sie hat schon alles erlebt.
Jede Falte hat ihre Geschichte.
Nun blickt sie fest in die Zukunft,
die ihr heute schon Ewigkeit ist.

Andy Hermann

Rückblick

Versonnen blickt er zurück,
viel Arbeit liegt hinter ihm,
viel Freude mag er gehabt haben,
viel Kraft hatte er einst.
Jetzt kommt er langsam zur Ruhe,
die Rasur kann jetzt warten,
er hat nicht mehr viel vor.

Andy Hermann

Unsichtbar

Ich sehe eine Tür,
ich sehe dahinter ein Zimmer,
ich sehe einen Sessel,
ich sehe einen Rollator,
Armut und Alter dahinter,
die sehe ich nicht.

Andy Hermann


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